Erzählzeit

Egal, ob man ein Buch liest oder schreibt, das Erzähltempo spielt immer eine Rolle. Als Autor ist es wichtig, die Erzählzeit in seinen Geschichten zu verstehen und zu beherrschen.

Erzählte Zeit – die fiktive Zeitspanne oder Dauer des erzählten Geschehens.
Erzählzeit - die Zeit, die ein Leser benötigt, um ein Werk tatsächlich zu lesen.

Das Verhältnis von Erzählzeit und erzählter Zeit nennt man Erzähltempo, in dem Geschehen oder Teile des Textes ablaufen können.

Erzählte Zeit < Erzählzeit ⇾ Zeitdehnung (Abschweifungen, detailliertes Beschreiben …)

Erzählte Zeit = Erzählzeit ⇾ Zeitdeckend (Dialog, Monolog …)

Erzählte Zeit > Erzählzeit ⇾ Zeitraffung (Einführung, Zusammenfassung …)

Das Zusammenspiel beider Elemente, also, das Verhältnis bzw. der Wechsel des Verhältnisses bestimmt den Rhythmus des Werkes und das Erzähltempo einer Geschichte (Erzählgeschwindigkeit).

Rhythmus: Aufbau und Anordnung von Ereignissen und Handlungen + der Wechsel zwischen ruhigeren und intensiveren Momenten.

Grundsätzlich gibt es ein Problem: Erzählzeit ist nicht messbar. Sie variiert stark und es gibt keine objektive Maßeinheit, da unter anderem unterschiedlich schnell gelesen wird. Um sie einschätzen zu können, ist es sinnvoll, die Erzählzeit in Zeilen oder Seiten anzugeben.
Auch die erzählte Zeit ist ohne explizite Angaben kaum messbar. Selbst bei wörtlicher Rede, die in der Regel als zeitdeckend gilt, ist nicht klar, wie schnell die Worte gesprochen werden.

Erzählen ist immer ein Filtervorgang: Nebensächliches wie der Toilettengang, Autofahren usw. werden weggelassen, andererseits werden manchmal Personen und Dinge so ausführlich beschrieben, was deutlich länger dauert, als sie/es zu sehen.

„Stil ist richtiges Weglassen des Unwesentlichen.“ - Paul Johann von Feuerbach