Archetypen

Sie sind Urbilder oder Persönlichkeitsmerkmale, die mit bestimmten Emotionen und Eigenschaften verknüpft sind und sich im Denken, Fühlen und Verhalten widerspiegeln.

Charakter-Archetypen beschreiben Figuren, die in Erzählungen immer wieder vorkommen und eine Rolle einnehmen, die die Leser verstehen und unbewusst verinnerlicht haben. Sie verknüpfen automatisch bestimmte Erwartungen und Vorstellungen. Dies erspart dem Autor Arbeit und dem Text unnötige Verlängerungen, weil er sich Erläuterungen weitestgehend sparen kann.

Die Grundbedürfnisse Ordnung, Erfüllung, Verbindung und Veränderung treiben das Handeln des Archetyp an. Dies kann der Leser dadurch leichter nachvollziehen. Dabei funktioniert die Identifikation auf zwei Weisen:

-           weil ich mich mit dem treibenden Bedürfnis identifiziere,

oder

-          ich empfinde ihn als attraktiv, weil mir diese Charakterenergie fehlt und ich sie bewundere

 

Die Archetypen bieten eine Struktur, um Charakteren Leben einzuhauchen, die trotz ihrer stereotypen Herkunft einzigartige Merkmale aufweisen und unerwartete Wendungen bieten können. Man kann die Erwartungen seiner Leser bezüglich der Eigenschaften des Archetyps in einigen Bereichen erfüllen und in anderen bewusst brechen. Wenn es der Geschichte dient, können auch mehrere Archetypen in einem Charakter verwoben werden. Außerdem müssen Archetypen nicht unbedingt von einem Charakter repräsentiert werden - der Schatten kann unter anderem eine negative Eigenschaft des Helden sein und einen inneren Konflikt auslösen.

Das Konzept der Archetypen der folgenden Liste stammt von dem Psychologen C. G. Jung und ist bereits veraltet. Die Auflistung dient lediglich der Veranschaulichung und Orientierung. Die eigenen Charaktere sollten definitiv mehr Tiefe und Komplexität aufweisen.

Ordnung (Struktur verleihen)

DER BETREUER/BESCHÜTZER

Er kümmert sich fürsorglich und einfühlsam um andere, will helfen, unterstützen, anderen Schutz geben. Schlägt dieses archetypische Bild ins Negative um, wirkt es sehr einnehmend und geradezu verschlingend.

Schwäche: Selbstaufopferung.

 

DER HERRSCHER

Der Charakter strebt nach Kontrolle und Macht, aber auch nach einem harmonischen Umfeld. Er nutzt seine Macht für das Gemeinwohl und steht für Autorität, Stärke, Respekt und Disziplin. Er ist verantwortungsbewusst und braucht Sicherheit. Der Charakter sieht sich als Führungsfigur, um positive Veränderungen herbeizuführen. Ins Negative umgekehrt, tritt er stark kontrollsüchtig in Erscheinung.

Schwäche: Machtmissbrauche.

 

DER SCHÖPFER

Experimentierfreude und Kreativität sind die Markenzeichen dieses Archetyps. Schöpfer sind Erfinder, Bauer und Künstler, sie wollen eine Vision in die Tat umsetzen.

Schwäche: Perfektionismus und das fehlende Gefühl für das negative Potenzial seiner Innovationen.

Erfüllung (Sehnsüchte)

DER UNSCHULDIGE

Er ist neugierig, spontan und optimistisch aber auch kindlich naiv. Er möchte sich in seinem Umfeld wohlfühlen und anderen Menschen gefallen, um das Gefühl zu bekommen, dazuzugehören. Seine wichtigsten Werte sind Glück und Vertrauen.

 

DER WEISE/MENTOR

Dem Weisen geht es vor allem um die Wahrheit. Er steht für Wissen, handelt richtungsweisend und ist in Geschichten oftmals als Mentor anzutreffen, der seine Erfahrungen weitergibt. Der Weise ist nachdenklich und nutzt seine analytischen Fähigkeiten, um die Welt zu erkennen und zu verstehen.

Schwäche: Emotionalität wird zu schwach bewertet.

 

DER ENTDECKER

Der Charakter möchte die Welt entdecken und sich selbst finden. Unabhängigkeit und ein erfülltes Leben sind ihm wichtig. Der Entdecker ist perfektionistisch und sucht immer wieder nach neuen Wegen und Möglichkeiten, was ihn selten zufriedenstellt.

Schwäche: Zielloses Umherwandern, der Wert der Heimat wird unterschätzt, der Basis für all seine Entdeckungen.

Verbindung (Beziehungen zu anderen Personen)

DER LIEBENDE

Ist leidenschaftlich und verführerisch. Indem er in einer Beziehung mit Menschen ist, gibt er diesen das Gefühl, einzigartig zu sein und vermittelt Geborgenheit und Nähe.

Schwäche: Sich selbst verlieren.

 

DER NARR

Der Narr sucht Vergnügen und Freude, unterhält gerne andere und legt Wert auf deren Sympathie. Er hat einen humorvollen und selbstironischen Charakter. Er durchbricht gerne gesellschaftliche Konventionen und entlarvt Egos anderer Menschen.

Schwäche: Zynismus, der Glaube, dass tiefere Werte keine Relevanz haben.

DER JEDERMANN

Er ist der unauffällige Mitbürger, ein Demokrat, der Vorrechte und Privilegien verneint. Der Jedermann ist bodenständig, unauffällig und zuverlässig. Er passt sich seinem Umfeld an und ist ein loyaler Begleiter.

Schwäche: Oberflächlichkeit.

Veränderung (Spuren hinterlassen)

DER REBELL

Motiv: "Regeln brechen". Der Rebell lehnt sich gegen soziale Normen und Muster auf und setzt auf radikale Veränderungen durch Disruption, Revolution oder Schock. Er sucht nach Veränderungen, auch wenn das bedeutet, dass er Grenzen überschreiten oder provozieren muss.

Schwäche: Auf die dunkle Seite geraten und lediglich zerstören.

 

DER ZAUBERER/ MAGIER

Er symbolisiert Macht und Intelligenz. Er macht Dinge möglich, die andere für unmöglich halten. Er ist ein Visionär, der die Regeln des Universums verstehen und die Welt zum Guten verwandeln will. Dabei wächst und verändert er sich ununterbrochen.

Schwäche: Kann zum Manipulator werden.

 

DER HELD

Sein Motto ist: Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Er hat keine Angst vor schwierigen Situationen. Der Held ist stark, mutig und hilfsbereit. Er stellt sich Herausforderungen und gibt niemals auf. Er beschützt Gutes und bekämpft Böses.

Schwäche: Arroganz, sich über diejenigen stellen, die (noch) keine Helden sind.